PZ – 6. 12. 2017 – Horch #10 – We Were Strangers und Erik Fastén spielen beim zehnten „Horch!“-Konzert

Den Artikel von Michael Müller zum Jubiläums-Horch (#10) kann man hier nachlesen: PZ-Artikel Horch #10


We Were Strangers und Erik Fastén spielen beim zehnten „Horch!“-Konzert

Voller Leidenschaft: der Brite Stefan Melbourne alias We Were Strangers

Sparsam arrangierte Akustik-Nummern mit großartigen Momenten der Stille hat die zehnte Auflage der „Horch!“-Konzerte den knapp 150 Besuchern bereitet – so viele wie nie zuvor in der kleinen, feinen Reihe.

Diesmal wählte Organisator Chris „Herr Horch“ Baranowsky die Goldschmiedeschule als ungewöhnlichen Schauplatz aus. Und die beiden Bands Erik Fastén und We Were Strangers sorgen mit ihren melancholischen Songs dafür, dass den Zuschauern in der kühlen Aula warm ums Herz wird.Die Atmosphäre an diesem Montagabend erinnert an besondere Festivals wie das Iceland Airwaves. Auch dort bespielen die Verantwortlichen Orte wie Bibliotheken, Cafés und Gemeindehäuser. Manche Gebäude in Reykjavik ähneln der Beton-Architektur der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule. Auch der Rest passt: Die Musiker laufen in der Pause entspannt durchs Publikum, lassen sich bereitwillig in Gespräche verwickeln, signieren Platten.

Im Februar 2016 gestartet

Die mit viel Herzblut und Leidenschaft gestaltete Reihe startete im Februar 2016 in einem Friseursalon in Brötzingen mit der Kölner Band Hello Piedpiper. Höhepunkte gab es seither einige: Sorry Gilberto spielten in der Villa Witzenmann vor deren Renovierung, Rocky Votolato in der ehemaligen Maschinenfabrik Max Simmel an der KF, Lasse Mathiessen in der Galerie im Reuchlinhaus. Das schwedische Singer-Songwriter-Aushängeschild Christian Kjellvander trat in der Pforzheimer Maultaschenmanufaktur auf, Bernhard Eder auf der Hebebühne einer Reifenwerkstatt.

Erik Fasten

Und der “Horch!”-Hase sitzt stets am Bühnenrand die Ohre: Hier lauscht er dem schwedischen Songschreiber Erik Fastén (Mitte),, Gittarist Erik Invarsson und Schlagzeuger Per-Gunnar Juliusson. Von Zeppelin

Die skandinavisch-kontemplativen Songs von Erik Fastén klingen am Montagabend so, als ob er sie an einem See ganz weit oben im Norden geschrieben hat. Wo man monatelang die Sonne nicht sieht und Wärme braucht. Nachdem sich der Mann aus Göteborg in Jazz, Klassik und Punk ausgetobt hat, rief er 2015 sein Soloprojekt ins Leben. Und kommt auf seinem Album „10 Songs“ mit Balladen daher wie jene, die in TV-Qualitätsserien die Zuschauer zu Tränen rühren. Begleitet vom schnauzbärtigen Erik Ivarsson an der Slide-Gitarre, der die Töne mal perlen, mal jaulen lässt, und Per-Gunnar Juliusson am Schlagzeug, haucht er zärtlich ins Mikro, singt von so universellen Themen wie Leben, Tod und seinen Ängsten: zärtlich, pur und melancholisch. Emotionale Tiefe statt Effekthascherei. Die einen denken an Nick Drake, andere an Bon Iver.Mit berührendem Folk-Pop knüpfen We Were Strangers nach der Pause an. Der Songschreiber Stefan Melbourne war beim zweiten „Horch!“-Konzert solo zu Gast, nun tritt er als Trio auf: mit weiterer Gitarre und Gesang, im Gepäck das Album „Beneath A Broken Sky“. Auch seine ausdrucksstarke, leicht raue Stimme weckt reichlich Assoziationen: Ben Howard oder David Gray ist da zu hören. Und wenn Chloe Leavers einsteigt, entfacht das den unwiderstehlichen Zauber wie einst Lisa Hannigan an der Seite von Damien Rice.Die sparsam arrangierten Nummern vom Fallen, von Momenten der Stille enfalten große Wirkung beim aufmerksam lauschenden Publikum, das die oft leise ausklingenden Songs bis zum letzten Ton auskostet, bevor der Jubel losbricht. Dafür bedankt sich der Sänger mehrfach – und spielt zwei Zugaben. Ein echter Hörgenuss für Liebhaber akustischer Musik.

Autor: Michael Müller

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