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In Pforzheim tritt er zusammen mit Pianist Pelle auf. Er besitzt eine tiefe, erdige Stimme, mit der er hervorragend Emotionen transportieren kann. Seine Musik hat einen dunklen, fast schon melancholischen Klang. Bei manchen Liedern fließen zarte, unaufgeregte Melodien harmonisch ineinander. „Two Souls“ ist so eine Nummer. Andere preschen deutlich mehr nach vorne, sind drängender, fordernder. „The Dark Ain’t That Dark“ beginnt mit zarten Gitarrenklängen, die immer lauter werden, immer prägnanter und sich schließlich zu einem wilden Klangbild verdichten.
Kjellvanders Elektrogitarre erzählt Geschichten. Er spielt sie, als ob es eine Akustikgitarre wäre. Seine Musik ist geprägt von wummernden Bässen, die den Boden erzittern und die Fensterrahmen des ungewöhnlichen Konzertraums klappern lassen. Normalerweise werden hier bei Events Maultaschen gegessen. Es ist ein langgezogener Raum. An den Wänden hängen Bilder: Kunst rund um die Maultasche – vorwiegend von Karl-Heinz Bäder. Apropos: „I’m really a big fan of Ravioli“, scherzt Kjellvander. Ein Raunen geht durch den Saal. Der Schwede lobt sein Publikum: Es sei sehr ruhig gewesen, habe an den richtigen Stellen geklatscht und sogar über seine schlechten Witze gelacht. Stimmt. Am Ende seines gut einstündigen Auftritts spendet es tosenden Applaus und verlangt eine Zugabe.
Die hatte es früher am Abend schon von Boy Omega verlangt, aber der hatte mit einem Verweis auf den Zeitplan keine gespielt. Auch Boy Omega ist ein Singer-Songwriter. Und auch er hat gefühlvolle Lieder im Gepäck. Er begleitet sich selbst auf der Akustikgitarre. Seine Stimme ist weicher als die von Kjellvander. Oft haucht er seine Texte nur ins Mikrofon, die Augen fast immer geschlossen. Die meisten seiner Nummern sind langsam, haben nichts Aufgeregtes an sich. Sie laden ein zum Zurücklehnen und Entspannen. Sphärische Klänge entführen in Fantasiewelten. Seine Songs tragen Titel wie „Let The Dark Light In“, „Silver Bullets“ oder „Pocket Knife“.
Letzteren hat er für ein älteres Mädchen geschrieben, in das er als Zwölfjähriger verliebt war. Sie war ein Gothic-Fan. So klingt auch der Song: Zunächst wird die Gitarre äußerst sparsam eingesetzt, dann nimmt die Nummer an Fahrt auf, wird immer rhythmischer, immer drängender. Das Publikum erlebt an diesem Abend nicht nur einen außergewöhnlichen Veranstaltungsort, sondern auch zwei einzigartige Künstler. Stellt sich nur die Frage, wo das nächste „Horch?“ über die Bühne geht.