PZ – 31.01.2017 – Philipp Eissler und Joscha Brettschneider sorgen bei „Horch“ für Furore

Originalartikel auf PZ-News.de

Ein Friseursalon, ein Kreativzentrum, eine alte Fabrikhalle, eine leer stehende Villa und das Pforzheimer Reuchlinhaus. Man könnte meinen, mittlerweile hätte die Musikerinitiative Pforzheim mit ihren „Horch“-Konzerten alle interessanten Orte der Stadt abgeklappert.

Aber weit gefehlt. Denn in einer richtigen Kirche, da waren sie noch nicht. Höchste Zeit also, das zu ändern – und zwar in der Brötzinger Martinskirche, direkt neben dem Stadtmuseum. Sie bildet am Sonntagabend den perfekten Rahmen für die Musiker Philipp Eissler und Joscha Brettschneider, die dort mit ihren elektrischen Gitarren und ausdrucksstarken Stimmen bestens aufgehoben sind.Sie kommen aus Stuttgart, nennen sich „Brthr“ und machen eine Musik, deren Klang so einzigartig ist, dass sie in keine Schublade passen will. Eine Musik, in der Country, Blues und Americana eine kunstvolle Symbiose eingehen und die auf diese Weise deutlich macht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen sich Songs eindeutig einem Genre zuordnen ließen.

Entspannte Klänge

Gleich die erste Nummer des Abends ist symptomatisch dafür. „Sun Goes Down“, eine langsame Nummer, bei der Johann Polzer am Schlagzeug den Takt vorgibt: immer der gleiche Rhythmus, auf dem Eissler und Brettschneider mit ihren E-Gitarren feine Akzente setzen. Dazu ihre Stimmen: warm und voller Gefühl. Ein Muster, das sich durch den ganzen Abend zieht. In ihrer Musik findet sich nichts, das nicht unbedingt notwendig wäre. Reduktion statt Addition. Auf die Spitze getriebener Minimalismus, der beweist, dass weniger manchmal doch mehr ist. Und gerade weil die Songs der beiden Mittzwanziger überhaupt nichts Aufregendes an sich haben, passen sie mit ihrem gleichmäßigen, entspannten Klang perfekt in die Pfarrkirche, mit deren Bau Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen wurde.

Bei ihrem Konzert stehen Eissler und Brettschneider am Portal zum spätgotischen Chor, der um 1500 erbaut wurde. Fünf Meter über ihnen: eine Darstellung des Jüngsten Gerichts aus dem 16. Jahrhundert. Und zwei Meter hinter ihnen: eine moderne Installation des Stadtmuseums, die an die Pest in Pforzheim erinnert. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, der viel zu erzählen hat, vom Mittelalter, von der Schmuckindustrie, von der Zerstörung der Stadt im Krieg und ihrem mühevollen Wiederaufbau. Kein Wunder, dass auch die beiden Künstler von der ungewöhnlichen Location und dem besonderen Klang des Kirchenraums beeindruckt sind.

Eine ganze Woche waren sie auf Tour, Pforzheim ist ihre letzte Station. Ihr aktuelles Album heißt „Strange Nights“. Auf ihm findet sich auch „Twenty Two“, ein Song, bei dem Polzer am Schlagzeug eine altertümliche Drum-Machine imitiert, die einen einförmigen Takt vorgibt. Mit wenigen, fein nuanciert gespielten Gitarrenklängen und ihren Stimmen machen die beiden daraus eine äußerst gefühlvolle Nummer.

Deutlich schmissiger dagegen „Yesterday News“. Eine ganz neue Nummer, die lauter und rauer daherkommt mit harten Gitarrenriffs und einem hämmernden Schlagzeug. Nach 96 Minuten ist alles vorbei. Viel zu schnell. Aber dem tosenden Applaus sei Dank, folgt noch eine Zugabe.

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